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Brenta Durchquerung

Von 23.08. bis 27.08.2021 durchquerten wir zu viert die Brenta-Dolomiten am
"Via delle Bocchette" von Hütte zu Hütte. 

Dauer 5 Tage.

Klettersteig Schwierigkeit bis C.

Teilnehmer: Sarah, Bernadette, Hannes, Mario

 

Die Etappenlängen betragen zwischen 4 bis 8 Stunden und sind sehr stark von der Frequentierung, der Witterung und der persönlichen Leistungsfähigkeit abhängig. Wir konnten die angegebenen Zeiten einhalten, haben dabei auch viel fotografiert und haben ein gemütliches Tempo eingeschlagen. Die Durchquerung kann durch die Zusammenlegung von Etappen durchaus auch in kürzerer Zeit gemacht werden.

 


 

Leider gab es teilweise relativ viel Nebel, sodass uns einiges verborgen geblieben ist.

Ein Grund mehr, die Tour irgendwann zu wiederholen.

Was den kulinarischen Teil angeht, blieben die Hütten etwas hinter unseren Erwartungen - was solls - verhungert sind wir nicht. Die österreichischen Hütten legen die Latte auch entsprechend hoch. Erwähnenswert ist noch, dass die Hütten mit dem Naturfreunde Ausweis leider keine Ermäßigungen gewähren bzw. dass es sich oft um private Hütten handelt, wo kein alpiner Verein Vergünstigungen bekommt. Jedenfalls kann ich diese Tour wärmstens empfehlen.

 

Wir hatten eine tolle Woche, die ich euch nachfolgend etwas schildern möchte.

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Nun zum Bericht:

Um am ersten Etappentag ausgeschlafen starten zu können, reisten wir bereits am Sonntagabend (22.08.) in den bekannten Skiort Madonna di Campiglio.

 

Am ersten Tag unserer Durchquerung ging es zunächst mit der Groste-Seilbahn bergwärts. Danach folgte ein ca. 1-stündiger Zustieg zum Beginn des Klettersteiges. Dabei erwischte uns leider ein kurzer Regenschauer. Zum Glück blieb es bei dieser kleinen Regeneinlage und wir erreichten nach wenigen Stunden über den "Sentiero Bennini" unsere erste Hütte - das Rifugio F.F. Tuckett (tolle Hütte, gutes Essen). Die Etappe fiel kürzer aus als meist in diversen Portalen angegeben. Das mag auch daran liegen, dass nicht so viele Menschen am Weg waren und es dadurch zu keinen Wartezeiten im Klettersteig kam.

 

Tag 2 ist mit dem "Via delle Bocchette Alte" eine der anspruchsvolleren Etappen und beginnt gleich mit einem Anstieg über einen kleinen Gletscher mit relativ harter Schneeoberfläche. Bevor die letzten Meter zur nächsten Unterkunft geschafft waren, ging es über unzählige Leitern steil bergab. Unsere Hütte war das Rifugio Alimonta.

 

Der 3 Tag auf den "Via della Centrale" sollte laut Recherchen die schönsten Einblicke in das Brenta-Gebirge bieten. Es geht dabei über die typischen "Brentabänder" an den steilabfallenden Felswänden entlang. Gestartet wurde wieder mit einem kleinen Gletscher der uns über eine Scharte von der West- auf die Ostseite führte. Leider war die Ostseite stark mit Nebel verhangen, welcher uns zeitweise die beschriebenen wunderbaren Ausblicke verwehrte. Letztlich hatten wir aber doch noch Glück, es riss immer wieder kurz auf, und wir konnten fantastische Blicke in die beeindruckenden Felswände erhaschen. Schaute man ganz genau, konnte man auch viele Kletterer in den Wänden sehen - diese wirkten wie Ameisen. Unser Nachtquartier bezogen wir im Rifugio Tosa Pedrotti.

 

Tag 4 war der Tag an dem uns vor Augen geführt wurde wie gefährlich es am Berg eigentlich ist und wie schnell man unfreiwillig einen Helicopterflug gewinnen kann.

Begonnen hat es mit einem relativ langen unspektakulären Bergweg. Keine Kletterstellen nur viel Schutt, dafür Sonne pur und unter uns ein Wolkenmeer. Schließlich wurde das Gelände wieder interessanter und das Klettersteigset kam auch wieder zum Einsatz. Wir bewegten uns in einem ständigen Auf und Ab umgeben von unglaublich eindrucksvollen Bergriesen. Aufgrund der vorab eingeholten Informationen wussten wir, dass an diesem Tag noch eine Gletscherpassage kommt, die es faustdick hinter den Ohren haben kann. Ausgerüstet mit Steigeisen und Pickel sollte das aber kein Problem darstellen.

 

Schließlich konnten wir alle den Gletscher "dei Camosci" sicher queren. Durch die schattseitige Lage war die doch teilweise recht steil abfallende Gletscheroberfläche pickelhart und vereist. Selbst mit guter Ausrüstung nicht einfach zu begehen.

Als wir bereits beim Rifugio XII Apostoli unseren Nachmittagskaffee genossen, erreichte den Hüttenwirt die Information, dass es einen Unfall gegeben hat.

Viele Gruppen haben immer die gleichen Tagesziele und man lernt sich etwas kennen und trifft sich am Abend wieder auf der nächsten Hütte. Als wir schließlich den Hubschrauber kommen hörten und sahen wie er über dem Gletscher kreiste bangten wir, nicht wissend, wen es von unseren Bekanntschaften "erwischt" hat. Der Heli flog weg und wir blieben unwissend.

 

Dann sahen wir eine Gruppe der Hütte näherkommend. Wir konnten sie erkennen und waren erleichtert.

"Das sind die lieben Deutschen und die zwei Damen aus der Steiermark", sagten wir uns.

Es ist aber doch nicht so gut ausgegangen. Eine von den 2 Frauen aus der Steiermark ist am Gletscher ausgerutscht, hat sich den Arm gebrochen und Schürfwunden erlitten. Nur mit Hilfe der deutschen Gruppe konnte sie den Gletscher verlassen, über eine steile Flanke unter Seilsicherung eine Scharte erklimmen und schließlich zur Hütte absteigen. Eine deutsche Ärztin, die auch am Weg war, versorgte die Frau bei der Hütte so gut wie möglich. Anschließend wurde auch Sie mit dem Hubschrauber abgeholt. Durch den Schock war wohl der Abstieg bis zur Hütte noch möglich, am nächsten Tag wären die Schmerzen aber sicherlich zu groß gewesen. 

Der erste Hubschraubereinsatz war für einen Mann aus einer niederländischen Gruppe.

Er verlor ebenfalls den Halt und rutschte ab. Erzählungen zu folge dürften seine Verletzungen aber schwerwiegender ausgefallen sein, da er relativ weit abgerutscht und regungslos liegen geblieben ist.

 

Wenige Gehminuten vom Rifugio XII Apostoli befindet sich eine sehr eindrucksvolle Felsenkapelle die man sich unbedingt ansehen sollte. Ihre Wände zieren unzählige Gedenktafeln und Bilder von verunglückten Bergsteigern.

 

Am letzten Tag führte uns der Weg zurück ins Tal über die Bergstation Doss del Sabion und mit der Seilbahn hinab nach Pinzolo. Von dort mit dem öffentlichen Bus zurück zum Ausgangspunkt bei der Groste-Seilbahn.

 

Was haben wir daraus gelernt?

Gelernt haben wir aus den beiden Unfällen, dass wir die vollständige Ausrüstung immer einpacken - auch wenn wir sie einige Tage völlig umsonst tragen und sie dann nur für 30 Minuten benötigen. Wichtig dabei ist aber auch, dass man damit umgehen kann. Wer mit Steigeisen und Pickel nicht umzugehen weiß, dem hilft die Ausrüstung auch nicht viel.

 

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